5 Studis, 5 Unis, 5 Fragen (Medizinstudium Interview)

Übersicht

Fünf Medizinstudierende geben euch hier einen kleinen Einblick in ihr Bachelorstudium. Wir haben fünf Studis aus den fünf deutschsprachigen Unis der Schweiz zu ihren Erfahrungen aus den ersten drei Jahren des Medizinstudiums befragt. Es handelt sich um die Uni Basel, Uni Bern, Uni Fribourg, Uni Zürich und die ETH. Um an diesen Unis Medizin studieren, muss man den EMS (Eignungstest für Medizin, umgangssprachlich “NC”) bestehen. Humanmedizin kann man ausserdem noch in Neuchâtel, Genf und Lausanne auf Französisch studieren, dort gibt es keine Aufnahmeprüfung. Der Master des Medizinstudiums wird zusätzlich noch an der USI (im Tessin) angeboten und jeweils von den Unis Luzern und St. Gallen in Partnerschaft mit der Uni Zürich. (Mehr Infos zu den Unis -> Swissuniversities.) 
Das Humanmedizinstudium dauert in der Schweiz sechs Jahre und wird pro forma in Bachelor und Master unterteilt. Die Medizinstudierenden, die wir interviewt haben, haben alle diesen Sommer ihren Bachelor abgeschlossen und studieren jetzt im 4. Jahr. Wie ihr lesen werdet, war ihr Bachelorstudium (2019-2022) auch durch Corona geprägt. Wir haben uns die ersten drei Fragen überlegt, die Fragen vier und fünf kommen von euren Vorschlägen auf unsere Instagram-Story – vielen Dank für die guten und kreativen Fragen!

Interviewfragen: 5 Studis, 5 Unis, 5 Fragen

  1. Wie gefällt Dir das Medizinstudium allgemein? 
  2. Welches Ereignis aus dem Studium ist Dir besonders in Erinnerung geblieben? 
  3. Was macht Deine Uni speziell? 
  4. Was sind Deine 3 besten Tipps für den Studienstart/das Studium?
  5. In welchen Situationen fühlst Du Dich gestresst und was tust Du dagegen?

Uni Basel

Morgan, 24, ist in Basel aufgewachsen und hat an der Uni Basel den Bachelor des Medizinstudiums abgeschlossen. Momentan macht er ein Erasmus-Jahr in München. 

1) Wie gefällt Dir das Medizinstudium allgemein? 

Eigentlich sehr gut! Ich bin eigentlich auch an den meisten Themenbereichen interessiert und finde es schön, dass es eine Abwechslung gibt aus Theorie, Praxis und Projekten, die wir selber wählen können. Wir haben auch viel Gruppenunterricht, in denen wir Fallbeispiele besprechen – ich denke nicht, dass in vielen Studiengängen Theorie und Praxis so Hand in Hand gelehrt werden. Es gefällt mir, dass das Medizinstudium so breit und vielfältig ist.

2) Welches Ereignis aus dem Studium ist Dir besonders in Erinnerung geblieben? 

Da gibt es viele. Zum Beispiel war ich im Rahmen der Berufsfelderkundung bei einer Kinderchiropraktikerin. In der Sprechstunde hatte sie einen Säugling mit einer Nackenstarre und das Baby hat so sehr geschrien. Es war so beeindruckend, wie calm und collected die Ärztin geblieben ist und wie gut sie mit der Situation umgegangen ist. Sie konnte dann auch mit einem chiropraktischen Handgriff das Problem beheben und das Baby hat aufgehört zu schreien. Ein anderes Mal war ich bei einer Knieprothesenoperation dabei und habe realisiert, was für eine riesen Arbeit das ist – eigentlich wirklich Handarbeit mit Sägen, Bohren etc. Dass es eher einer Werkstatt als einem Operationssaal geähnelt hat, war auch sehr eindrücklich.

3) Was macht Deine Uni speziell? 

An der Uni Basel ist das “Lernen am Projekt” (LaP) des ersten Jahres speziell: Einerseits gibt es einem früh schon einen klinischen Einblick, andererseits ist es eigentlich auch mehr ein soziales Ding; man kommt schon mal in eine Gruppe rein und lernt Leute kennen. Das finde ich ehrlich gesagt etwas sehr Tolles. Wir sind zwar nicht super viele Studis in Basel, aber doch 200. Und dann lernst du nicht gerade alle kennen, deshalb ist das LaP auch toll für diejenigen, die neu in Basel sind. Du lernst im LaP neue Leute kennen und durch die dann wieder neue Leute… ausserdem ist natürlich der Einblick in die Klinik toll. Bei mir war das eben die Orthopädie, wo unsere studentischen Tutoren uns ein sehr spannendes Programm zusammengestellt haben. 

Generell ist bei uns in Basel viel Praktisches eingestreut (mehr als was ich zum Beispiel von Zürich gehört habe), was wirklich cool ist. Natürlich ist der Einblick manchmal fast etwas zu früh, da man fachlich noch nichts versteht, aber man kann sich trotzdem schonmal ein bisschen  eine Meinung davon bilden, ob einem der klinische Alltag zusagt oder nicht. Bereite dich auch darauf vor, dass sich deine Meinung zu bestimmten Fachgebieten noch um 180 bis 360 Grad drehen wird, je nachdem, welche Projekte du hattest 😉 Zum Beispiel die Urologie konnte ich mir nie vorstellen, aber durch ein Projekt in der Uro habe ich die Ärzte kennengelernt, die sehr gutes Teaching gemacht haben, sich gut um uns gekümmert haben und auch sehr entspannt waren. Also Basel achtet echt auf den Praxisbezug.

4) Was sind Deine 3 besten Tipps für den Studienstart/das Studium?

Der beste Tipp am Anfang: Es ist viel Stoff und Info zu Beginn. Investiere am Anfang mal 1-2 Tage darin, die Sachen zu ordnen, sei es in Papier oder auf dem iPad/Laptop. Das finde ich angenehmer, als parallel während dem Studium noch zu versuchen, Ordnung hineinzubringen. Zweitens: Sich laufend mit Kommilitonen auszutauschen. Nutzt auch Study-Buddy-Programme aus. Mir gab es auch Sicherheit, mal mit älteren Studis reden zu können; zum Beispiel organisiert die Famba [Fachschaft] ein Pizzaessen, wo die Erstis Buddies aus dem 2. Jahr kennenlernen können. Oder nehmt Teil an Veranstaltungen von den vielen anderen Vereinen (CCEAM, Medimeisterschaften, …). Drittens: Den eigenen Lerntyp finden. Da bin ich auch immer noch dran, das herauszufinden, und versuche aktiv verschiedene Sachen aus. Ich denke, das erste Jahr ist sowieso ein bisschen dazu da, seinen Lernstil zu finden und zu merken, dass man nicht wie am Gymnasium lernen kann. Und sich nicht davon beirren lassen, wenn es das erste Mal noch nicht so gut klappt. Also: Ordnung verschaffen über Dokumente, Übersicht über Lernunterlagen behalten – immer im Austausch mit anderen und älteren Studierenden bleiben; an Events und Aktivitäten teilnehmen – peu à peu seinen Lerntyp finden. Das sind die Sachen, die mir Sicherheit gegeben haben.

5) In welchen Situationen fühlst Du Dich gestresst und was tust Du dagegen?

Die Lernphase ist natürlich die offensichtliche Situation. Wir haben in Basel auch nur eine Prüfung pro Semester. Der Tipp hierfür ist – klar, in der Lernphase lernen – aber halt auch schon unter dem Semester den Stoff anschauen und dabei bleiben; damit man dann in den zwei Wochen Lernphase nicht komplett aufgeschmissen ist. Aber während der Lernphase ist es auch wichtig, sich noch Freizeit einzuplanen mit Sachen, die nichts mit dem Studium zu tun haben. Unternehmt etwas mit euren Freunden, Familie und Liebsten. Gerade in der Lernphase finde ich das wichtig und mache das auch. Eigentlich sollte das noch zu den Tipps der Frage drei gehören. Ich gehe auch gerne in der Lernphase mit meinen Kommilitonen in die Unibibliothek, wir lernen dann zusammen, machen Mittagspause und gehen danach zum Sport. Sport ist generell auch ein Ausgleich, der mir sehr hilft. Gerade in der Lernphase des dritten und sechsten Semesters, die ich schon sehr stressig fand.

Uni Bern

Erich, 23, ist im Aargau aufgewachsen, hat der nach Matur das Militär gemacht und ist dann für das Medizinstudium nach Bern gezogen.

1) Wie gefällt Dir das Medizinstudium allgemein? 

Gut! Das Medizinstudium ist sehr vielfältig und die Truppe ist sehr breit zusammengewürfelt – die Studis kommen auch aus Liechtenstein, Zürich, Basel. Der Austausch untereinander ist super cool und bedingt durch die Coronajahre lerne ich jetzt immer noch neue Leute kennen. 


Ausserdem ist das Studium selbst enorm breit. Es gibt nicht nur ein Fach, für das du dich besonders begeistern müsstest. Der Reiz liegt für mich auch darin, dass man von einem breiten naturwissenschafltichen Fokus kommt und sich erst spät wirklich entscheiden muss, in welche Richtung man gehen möchte. Ich kann immer noch entscheiden, möchte ich in die Forschung oder Pharma und brauche mehr Chemie oder mache ich Nuklearmedizin mit Physik oder mache ich einen Facharzttitel mit engem Patientenkontakt. Die Möglichkeiten sind quasi unbegrenzt!

2) Welches Ereignis aus dem Studium ist Dir besonders in Erinnerung geblieben? 

Es ist schwierig, nur ein Ereignis auszuwählen. Meine Studienzeit war geprägt von Corona, vom von zuhause aus Lernen, von Selbstverantwortung. Bern setzt generell schon den Fokus auf Selbstverantwortung und eigenständiges Lernen, aber ich denke, Corona hat es nochmals verstärkt. Die Selbstdisziplin, die ich haben musste, um alleine Podcasts zu hören, bleibt mir sicher in Erinnerung – das ist schon ein Unterschied zum Gymnasium. 

Ansonsten gibt es viele Patientengeschichten, die Profs erzählt haben, die mir in Erinnerung geblieben sind.

3) Was macht Deine Uni speziell? 

Die Uni Bern legt wie gesagt einen grossen Fokus auf Selbstverantwortung. Im Gegensatz zu den anderen Schweizer Unis haben wir wohl eher weniger Vorlesungen. 

In Bern sind die Lerngruppe der ersten drei Jahre cool! Jedes Semester wird man zu neuen Gruppen zusammengewürfelt, in der man Fallbeispiele löst und auch privat Sachen unternimmt. Meistens hat man auch einen Peer-Tutor aus einem höheren Semester, der einem hilft. 

 

Was macht Bern noch speziell? Das KSL (lacht). Das ist ein mühsames online Tool, wo man sich für Kurse einträgt und es funktioniert eigentlich nie. Aber vielleicht wird es besser, wenn du anfängst du studieren 😉 

 

Ausserdem ist Bern natürlich die coolste Stadt der Schweiz und hier studieren zu können, ist super! Bern hat einen sehr legeren Vibe, der meiner Meinung nach auch etwas auf die Uni übergeschwappt ist.

4) Was sind Deine 3 besten Tipps für den Studienstart/das Studium?

Tipp 1: Lasst es auf euch zukommen, bleibt immer etwas am Ball, und lasst euch nicht von der Menge an Stoff einschüchtern, die auf euch zukommt. Am Anfang denkt man immer, es ist mega viel und man schaffe es nie – und irgendwie geht es dann am Schluss immer. 

Tipp 2: Die Prüfungen sind multiple choice Fragen. Es sind 120 Fragen und 4 Stunden. Die Zeit reicht völlig, also macht euch da keinen Stress. Und zum Lernen: Man muss nicht jedes hinterletzte Detail kennen. Verrennt euch nicht in den Details; schaut, dass ihr zuerst das Prinzip verstanden habt. In den ersten zwei Jahren ist es vielleicht schon noch etwas detaillastiger (wegen Biochemie, etc), danach ist es wichtig, dass ihr das grosse Ganze versteht. Viele Antwortmöglichkeiten kann man dann per Ausschlussverfahren streichen. 

Tipp 3: Such dir einen coolen Kollegenkreis. Und Lerngruppen sind sehr wertvoll – neben den Studiumssachen macht ihr auch viel privat. Generell: Seht das Studium nicht nur als ultimatives Ziel, Arzt/Ärztin/etc zu werden, sondern geniesst die Studienzeit und findet Freunde fürs Leben 😉 

5) In welchen Situationen fühlst Du Dich gestresst und was tust Du dagegen?

Ich persönliche lasse mich eigentlich von nichts stressen und nehme Sachen generell gerne leger 😉 

Was mich manchmal doch stressen kann, ist die schiere Menge und das Gefühl, dass du es verstanden hast – nur damit danach eine andere Vorlesung zum gleichen Thema kommt, die dir sagt, dass du doch noch nichts verstanden hast. Aber wenn man es dann nochmals in Ruhe durchgeht (man hat ja alle Folien), dann merkt man, wie es doch Sinn macht. Also da lohnt es sich, zum Beispiel am Abend, den Stoff nochmals anzuschauen. Ab dem dritten Jahr gibt es auch Podcasts, die kann man sich dann – mehrmals, wenn nötig – anhören. Dann ist es auch nicht so wild, mal eine Vorlesung zu verpassen. Fragen kann man auch in der Lerngruppe klären oder im Fragenforum stellen.  

Man kann auch mal ein Thema aufschieben und erst kurz vor der Prüfung lernen, gibt halt dann dort mehr Stress. 

Die Prüfungsphase hat natürlich auch Potenzial, ein Stressor zu sein. Aber wenn man die Sachen eigentlich vorher schon angeschaut und sortiert hat, dann reicht die Prüfungsphase. Dann reichen die fünf Wochen Prüfungsphase echt und ihr könnt unter dem Semester das Studium geniessen und in den Ausgang gehen.

Ausserdem: Jeder lernt anders, lass dich nicht davon verunsichern, wie der neben dir lernt. Nur weil du es anders machst, heisst es nicht, dass du es falsch machst oder dass er es besser macht. Finde deinen eigenen Weg, geniess das Studium, geh in den Ausgang, socialize, und dann geht die Angst auch von selber etwas weg. Und oft merkt man, dass der neben einem genau so wenig Ahnung hat 😉 Es sitzen alle im selben Boot. 

Uni Fribourg

Jonas, 23, ist im Tessin aufgewachsen und für den Bachelor nach Fribourg gekommen. Jetzt studiert er im Master an der Uni Basel.

1) Wie gefällt Dir das Medizinstudium allgemein? 

Je länger ich Medizin studiere, umso mehr gefällt es mir. Anfangs habe ich öfters etwas die Lust und Motivation verloren, aber je weiter ich im Studium bin, desto besser kann ich alle Puzzleteile zusammenfügen.

Das Medizinstudium macht mir wirklich Spass. Es ist ein endloses Thema, es gibt immer etwas Neues zu lernen und jeden Tag entdeckt man Neues. 

2) Welches Ereignis aus dem Studium ist Dir besonders in Erinnerung geblieben? 

Eine meiner liebsten Erinnerungen sind die praktischen Kurse im Krankenhaus mit meinen Freunden. Wir hatten immer den gleichen Ablauf: Wir sind zusammen mit den PubliBikes ins Krankenhaus gefahren, haben die praktischen Kurse gemacht, auf dem Rückweg sind wir einkaufen gegangen und haben Snacks gegessen. Zuhause haben wir dann das Gelernte vom Tag zusammengefasst. 

Andere unvergessliche Momente sind die Stunden, die ich zusammen mit meinen Freunden im Anatomieraum verbrachte, um den ganzen menschlichen Körper für die mündliche Prüfung zu wiederholen…

Der allerschönste Moment bleibt jedoch immer der Abschluss einer Prüfungssession beim gemeinsamen Anstossen. 

3) Was macht Deine Uni speziell? 

Sie ist keine Universität wie jede andere. Freiburg hat kein grosses Stadtzentrum, aber es ist sehr charakteristisch und schön. Da es sich um eine reine Universitätsstadt handelt, seid ihr von vielen Studenten umgeben. Die Stadt ist berühmt für ihre wunderbaren Partys und nicht zu vergessen Villars, wo man in der 15-minütigen Pause zwischen den Vorlesungen ein „pain chocolat“ kaufen kann, solange es noch warm ist… An der Uni sind Studenten nicht nur Zahlen, sondern Menschen. Die Professoren stehen einem sehr nahe und sind immer bereit, bei Problemen zu helfen. Was soll ich sagen, Freiburg ist die perfekte Universität für den Einstieg in die Universitätslaufbahn, sie führt einen langsam in das Universitätsleben ein und bereitet einen dann sehr gut auf grosse Universitäten und grosse Städte vor.

4) Was sind Deine 3 besten Tipps für den Studienstart/das Studium?

Oftmals verliert man während des Studiums die Motivation, weil es zu viel Arbeit und zu schwierig ist. Denkt daran, wenn es einfach wäre, würde jeder Medizin studieren und ruft euch in Erinnerung, wieso ihr Medizin studiert, und behaltet euer Ziel vor Augen. 

 

Lernt nichts auswendig, der menschliche Körper ist eine perfekte Maschine, es ist alles logisch. Versucht immer, das Konzept dahinter zu verstehen. Vielleicht wird es etwas mehr Zeit und Mühe kosten, aber am Ende wird es sich lohnen, da ihr es dann nie wieder vergessen werdet.

 

Wir haben das Glück, in ein technologisches Zeitalter hineingeboren worden zu sein, nutzt es zu eurem Vorteil. Schaut viel im Internet nach, das kann einem wirklich das Leben erleichtern (zum Beispiel Videos mit 3D-Darstellungen). Sucht auf Englisch nach euren Fragen, dann findet ihr praktisch immer eine Antwort. Sucht auch nach mnemotechnischen Tricks (diese helfen, sich mehr Informationen zu merken und besser zu merken). 

5) In welchen Situationen fühlst Du Dich gestresst und was tust Du dagegen?

Das Studium kann sich anfühlen wie ein endloses Karussel, aus dem man nicht aussteigen kann, und wenn man einmal eingestiegen ist, muss man weiterfahren…. 

Der Umfang der Arbeit ist so gross, dass ich mir wünsche, ich könnte alles in aller Tiefe lesen und studieren, aber das ist mir nicht möglich. Das stresst mich, es ist ein ständiges Lernen und trotzdem falle ich immer zurück. Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, dass es nicht wichtig ist, Perfektion zu erreichen. Wichtig ist, dass man seinen eigenen Weg geht und tut, was man kann, und niemals zurückblickt und an der geleisteten Arbeit zweifelt. Es gibt einen Satz, den ich sehr mag: „Trust the process“. Am Anfang scheint es oft unmöglich und schwierig zu sein, aber wenn wir das Ziel erreicht haben, blicken wir zurück und wissen nicht, wie wir es geschafft haben, die scheinbar riesigen Hindernisse zu überwinden.

Uni Zürich

Julia, 24, ist in Zürich aufgewachsen und hat zuerst ein Jahr an der ETH Physik studiert, dann ein Jahr Biomedizin an der UZH, bevor sie an der UZH Medizin begonnen hat. 

1) Wie gefällt Dir das Medizinstudium allgemein? 

Es gefällt mir enorm: Die Kombination von Naturwissenschaften und die gefragte emotionale Intelligenz im Umgang mit den Patienten. Was ich auch toll finde am Medizinstudium, ist die Tatsache, dass man aus so vielen verschiedenen spannenden Fachgebieten als Arzt/Ärztin später wählen kann.

2) Welches Ereignis aus dem Studium ist Dir besonders in Erinnerung geblieben? 

In einem klinischen Kurs in der Gynäkologie und Geburtshilfe durften wir bei einem Kaiserschnitt zuschauen, natürlich mit Zustimmung der Patientin. 

3) Was macht Deine Uni speziell? 

Der Aufbau des Studiums in “der gesunde Mensch” und danach “der kranke Mensch” gefällt mir. Heisst also, dass wir im 2. Jahr im Themenblock Herz-Kreislauf zuerst lernen, wie alles physiologisch funktioniert, und dann im 3. Jahr alles Pathologische zum Herz-Kreislauf System dazukommt. Dies gefällt mir, weil man so ein bisschen „Verdauungszeit“ hat und jedes Jahr stufenweise auf dem Gelernten des Vorjahres aufbaut.

Im Master an der UZH ist es auch spannend, dass wir wie an der Uni Basel ein bisschen ein “Melting Pot” der Schweiz sind, da Studierende von der ETH und Fribourg dazukommen. Einerseits kann man wieder neue Leute treffen, andererseits ist es auch interessant in den klinischen Kursen zu sehen, wie unterschiedlich wir Sachen gelernt haben.  

4) Was sind Deine 3 besten Tipps für den Studienstart/das Studium?

Erstens: Eigene Lernstrategie finden (zum Beispiel: RemNote (gratis Programm, wo man Notizen und flashcards in einem machen kann), Notion, Anki, auf Via Medici Fragen kreuzen, Amboss, „old school“ flashcards von Hand selbst schreiben, Zusammenfassung schreiben, mindmap vom Stoff aufschreiben) PS: Ich habe jedes Semester den Stil, wie ich Vorlesungen nacharbeite, verändert. Am liebsten wäre ich schon früher auf RemNote gestossen. Zweitens: Eventuell mit Kollegen eine Arbeitsteilung machen, um den Stoff nachzuarbeiten. Drittens: Vor der Vorlesung kurz die Powerpoint Slides überfliegen, damit man schon ein bisschen vorbereitet in die Vorlesung kommt (am besten: wenn man sich zusätzlich die Zeit nimmt, kurz auf Youtube ein Video zum Thema davor anzuschauen). Hier einige gute Ressourcen, um Anatomie zu lernen/verstehen: – guter Youtube-Channel, um Anatomie zu lernen: Sam Webster – gute Webpage, um Anatomie zu lernen: Michigan BlueLink anatomy (Übungsfragen, beschriftete Bilder, auf Reddit gibt es downloadbare Anki Sets)  

5) In welchen Situationen fühlst Du Dich gestresst und was tust Du dagegen?

Ich bin gestresst, wenn ich viele Kurse/ Praktika in einer Woche habe und nicht nachkomme mit dem Nacharbeiten von Vorlesungen. Zu wissen, dass ich immer noch in der Lernphase aufholen kann, und dass es allen Mitstudenten gleich geht, ist dann eine Erleichterung.

ETH

Leon, 21, kommt ursprünglich aus Basel ist, hat nach der Matur das Militär gemacht und anschliessend angefangen, an der ETH Medizin zu studieren. Jetzt studiert er im Master an der USI im Tessin.

1) Wie gefällt Dir das Medizinstudium allgemein? 

Sehr gut. Mir gefällt besonders, dass das Studium abwechslungsreich, aber zielgerichtet ist. Man muss hierbei aber anmerken, dass einem ein Grossteil hiervon vor allem im späteren Teil des Studiums auffällt, wenn man sein bisheriges Wissen mit neuem Wissen verbinden kann. Darum: auch wenn sich der Anfang manchmal etwas in die Länge zieht, bleibt dran!

2) Welches Ereignis aus dem Studium ist Dir besonders in Erinnerung geblieben? 

Als Teil des Themenblocks Reproduktion hatten wir einen mehrtägigen praktischen Kurs an der Fachhochschule gemeinsam mit zukünftigen Hebammen. Dieser intensive interprofessionelle Austausch und das voneinander Lernen ist mir in sehr positiver Erinnerung geblieben. Unter anderem auch, da es eine Erfahrung ist, die man im Studium so nicht sehr oft machen kann. Man muss zudem sagen, dass an der ETH ein vergleichsmässig starker Fokus auf Interprofessionalität gelegt wird, was einem im zukünftigen Studium doch einiges bringt.

3) Was macht Deine Uni speziell? 

Die ETH hat vor 6 Jahren begonnen, Medizin anzubieten und somit ist der Studiengang einer der jüngsten in der Schweiz. Jedoch hat die ETH auch zuvor viele andere Studiengänge im medizinischen Bereich angeboten und diesbezüglich einiges an Forschung betrieben, weshalb die Dozierenden durchaus sehr qualifiziert sind. Zudem wurde der Studiengang mit aktuellen Guidelines und Informationen aufgebaut und ermöglicht dadurch einen neuen Zugang zum Medizinstudium und zur diesbezüglichen Lehrstrategie. Da es aber trotzdem die ETH ist, wird man im Vergleich zu anderen Unis auch einiges an Statistik und Physik haben, was einem aber im heutigen Beruf als Arzt doch sehr weit bringt, vor allem in Bezug auf die Integration von Forschung in den Klinikalltag, was immer wie mehr umgesetzt wird. Es hat ausserdem den Vorteil, dass neben den klassischen Fächern auch zusätzliche Kurse eingeführt wurden, die sich mit Bioengineering und technischer Innovation im Medizinbereich befassen.

4) Was sind Deine 3 besten Tipps für den Studienstart/das Studium?

Lasst euch nicht stressen, weder von Mitstudierenden, Familie oder Freunden. Im ersten Jahr geht es darum, dass ihr euch an die Uni gewöhnt und nicht, dass ihr die beste Note habt, dafür gibt es noch genug Zeit 😉 Wenn es euch mal alles zu viel wird, nehmt euch eine Pause und macht mal für ein paar Tage nichts. Die Welt geht damit nicht unter und man kann das meiste relativ gut nachholen, eure psychische Gesundheit aber nicht. Wenn ihr die Zeit habt, geht ein paar Mal in einem Krankenhaus o.ä. arbeiten. Es kann einem manchmal vorkommen, dass man alles umsonst lernt. Das Ziel zu sehen, für das ihr das Ganze tut, kann manchmal sehr hilfreich sein.

5) In welchen Situationen fühlst Du Dich gestresst und was tust Du dagegen?

Wie jeder vor den Prüfungen, aber da kann man nicht viel dagegen tun, glaubt an euch selbst, mit der Zeit wird es besser! 

Ausserdem, wenn ich das Gefühl habe, den Stoff nicht so gut wie die anderen zu können. Aber auch das ist normal, man kann nicht alles perfekt können. Ihr werdet aber sehen, es gibt Sachen, die euch mehr interessieren oder die ihr besser könnt. In solchen Momenten könnt ihr euch auf eure Stärken verlassen, sie werden euch weit bringen.

Wir danken Morgan, Erich, Jonas, Julia und Leon ganz herzlich für die Einblicke und hoffen, dass sie für euch spannend waren! 

Nützliche Links

Link zu den Studiengängen und Infos

Mehr zur Anmeldung zum Medizinstudium findest du auf der offiziellen Seite von Swissuniversities 

Und folgt @ncwiki.ch auf Instagram, um für den nächsten Blogpost eure Fragen zu stellen 🙂 

Über NCWiki

Wir setzen uns für Chancengleichheit beim NC (EMS, Eignungstest für das Medizinstudium) ein, in dem wir kostenlose Übungsressourcen bieten (Tipps, Übungen, Testsimulationen). Mit diesem Blog wollen wir ausserdem einen Einblick in das Medizinstudium geben, für all diejenigen, die sich überlegen, Medizin zu studieren.

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